Das Vorsorgesystem fasziniert mich, seit ich vor 11 Jahren mit dem Politisieren begonnen habe. Die staatliche, berufliche und private Vorsorge ergänzen sich gut und geben zusammen ein stabiles Gerüst ab, das oft als „3 Säule System“ gelobt wird.
So hat es mich auch gefreut, als ich vernommen habe, dass ein Buch zur 2. Säule – des Pensionskassensystems – geschrieben wird. In den letzten Monaten bin ich mehrmals den Autoren und Journalisten Danny Schlumpf und Mario Nottaris Red und Antwort gestanden. Ich habe ihnen auch Hinweise auf Studien geschickt, welche ihre These, dass „aktive Vermögensverwaltung“ keinen Mehrwert erbringe, herausfordert.
Vor meiner Wahl in den Nationalrat war ich 10 Jahre auf einer Bank tätig – davon 7 in der institutionellen Vermögensverwaltung – und habe in diesem Zusammenhang, kombiniert mit meiner Ausbildung zum Master in Finance, viel gelernt. Dass meine Gedanken und meine Inputs keinen Platz im Buch gefunden haben, ist nicht weiter schlimm. Ich habe grosses Verständnis dafür, dass man als Autor einerseits frei ist, was man schreibt und andererseits auch einen Fokus behalten muss.
Item. Nach Veröffentlichung des Buches habe ich von mehreren Personen ein Video zugeschickt erhalten, das von SP-Politaktivist Flavien Gousset stammt. In aktivistischer Manier zieht er das ganze Pensionskassensystem in den Dreck. Im Video wurden einige Aussagen getätigt, die als solche nicht stimmen, weshalb ich spontan ein Video aufgenommen habe, um diese Aussagen zu entkräften. In Vorbereitung zur Video-Aufnahme habe ich das besagte Buch von Danny Schlumpf und Mario Nottaris konsultiert.
Unabhängig von diesem Video erhielt ich am 4. November die Anfrage vom Publikationsverlag zur Teilnahme an einem Podium, welches am Abend vom 29. November, während der Wintersession, stattfindet. Am selben Tag habe ich geantwortet, dass der Termin deshalb schwierig wahrzunehmen wird.
Nach Veröffentlichung meines Videos am 21. November um 14 Uhr erhielt ich vom Tages-Anzeiger am 22. November um 14:17 Uhr eine Anfrage für ein Streitgespräch mit Flavien Gousset. Um 14:18 Uhr habe ich per Mail zugesagt. Am Folgetag erhielt ich um 13:49 Uhr den Bescheid vom Tages-Anzeiger, dass Flavien Gousset nicht für ein Gespräch zur Verfügung stehe verbunden mit der Frage, ob ich auf für ein Gespräch mit einem der Buchautoren zur Verfügung stünde. Um 14:11 Uhr habe ich zu einem solchen Gespräch zugesagt.
Am 23. November um 14:12 Uhr habe ich via Twitter Flavien Gousset angefragt, ob er für ein Gespräch auf Instagram zur Verfügung stünde. Nachdem er das Angebot ausgeschlagen hat, meldete sich der Autor Danny Schlumpf via Twitter, ich wolle doch nur die „grössere Reichweite von Gousset“ nutzen und könne gerne ein Gespräch mit einem Buchautor führen. Daraufhin antwortete ich, dass man „das [Gespräch] gerne auf einem Zoom Kanal machen [kann], wo es keine Reichweite gibt.“ (Tweet) Damit habe ich gesagt, dass es mir nicht um die Reichweite geht, sondern um den Dialog und mir egal ist, wo dieser stattfindet.
Am 25. November fragte mich Danny Schlumpf um 15:34 Uhr für ein Streitgespräch im Sonntagsblick zur BVG Reform mit einer SP-Parlamentarierin an. Um 16:45 Uhr habe ich mit „stehe immer zur Verfügung“ geantwortet. Im Übrigen habe ich am Montag, 21. November bereits mit Danny Schlumpf per SMS mich über den Buchinhalt und den fehlenden Quellen ausgetauscht. Ich habe mir die Offenlegung der Berechnungen gewünscht. Zum Schluss der SMS-Unterhaltung fragte Danny Schlumpf, ob wir einmal abmachen wollen, worauf hin ich mit „Ja, sehr gerne!“ geantwortet habe.
Am 26. November veröffentlichte der Tages-Anzeiger eine Glosse mit dem Inhalt, dass Flavien Gousset zwar in den sozialen Medien grosse Reichweite erziele, aber nicht für ein Gespräch zur Verfügung stünde.
Darauf hin eilte Danny Schlumpf dem SP-Politaktivist Flavien Gousset zur Seite, indem er am Abend vom 26. November einen Kommentar auf blick.ch verfasste.
Dieser umfasst zwei wesentliche Falschaussagen, auf die ich den Journalisten am 27. November um 11:16 Uhr hingewiesen habe, aber noch nicht korrigiert wurden. Einerseits wird einleitend behauptet, dass ich „dem Influencer“ ein Gespräch angeboten habe, und nach dessen Absage sich der Tages-Anzeiger eingeschaltet habe. Wie aus den oben erwähnten Ausführungen ersichtlich ist, ist das eine Falschaussage. Die Anfrage vom Tages-Anzeiger und Absage durch Flavien Gousset kamen zuerst, erst dann fragte ich für ein Gespräch via Instagram an.
Weiter schreibt Danny Schlumpf, ich hätte für ein Gespräch mit den Buchautoren abgewunken. Auch diese Aussage ist nachweislich falsch. Ich habe dem Tages-Anzeiger wie auch dem Buchautoren mehrmals bestätigt, dass ich für ein Gespräch – egal mit wem – zur Verfügung stünde. Anlass für die Falschaussage auf blick.ch war mein Tweet, wo ich verneint habe, dass ich nur mit Flavien Gousset diskurieren wolle, um von seiner Reichweite zu profitieren. Danny Schlumpf hat dieses Nein als Nein zu einem Gespräch mit ihm verstanden.
Was lernen wir aus der Geschichte?
Es wird ein Buch geschrieben und veröffentlich, auf das ich mit einem Video eingehe und insbesondere die dünne Faktenlage und fehlenden Quellenangaben kritisiere. Ich habe mich gegenüber allen Anfrage offen gezeigt, um ein Gespräch zu führen. Niemand hat dieses Angebot bisher angenommen. Anstelle dass wir über die zweite Säule und notwendigen Reformen sprechen, die wirklich nötig sind, wird versucht, mit Halb- und Unwahrheiten die Diskussion abzublocken.
Das ist äusserst bedauerlich, denn ich bin überzeugt davon, dass nur Dialog uns weiter bringt. Eine zunehmende Einbahn-Kommunikation verhärtet die Fronten und verhindert notwendige Verbesserungen im System.
Der Grund dieses Blog-Artikels ist, weil die Falschaussagen nach mehrfachen Hinweisen (noch?) nicht korrigiert wurden. Aus bedauerlichen Grund muss ich mir auch überlegen, zum ersten Mal in meinem Leben an den Presserat zu gelangen. Weil man sich auch als Politiker nicht alles gefallen lassen muss.
Auf alle Fälle stehe ich nach wie vor für Gespräche über die berufliche Vorsorge und unser Vorsorgesystem zur Verfügung.
Update: Knapp 24 Stunden seit meiner Intervention wurde die Falschaussage im ersten Abschnitt des Artikels korrigiert (Reihenfolge der Kontaktaufnahmen). Die zweite Falschaussage mit der angeblichen Absage für ein Gespräch ist nach wie vor im Artikel enthalten.
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