Strategie statt Ideologie – die Verkehrspolitik braucht einen Paradigmenwechsel

Die Coronapandemie löste in der Schweiz einen regelrechten Fahrradboom aus. Die Menschen schwingen sich seither zuhauf auf den Sattel. Auch die grossen Radrennen wie die Tour de Suisse oder die Tour de France erfreuen sich wieder einer grossen Beliebtheit. Umso erfreulicher, dass die Rad-WM 2024 in Zürich stattfinden wird und wir das schweisstreibende Spektakel aus nächster Nähe erleben können.

So erfreulich diese Nachricht ist, so einschneidend wird das neuntägige Ereignis für die Anwohnerinnen und Anwohner sowie für das Gewerbe. Die Quartiere Seefeld, Riesbach, Fluntern, Witikon, Hirslanden und Trichtenhausen werden tagelang nur schwer oder gar nicht mit dem Auto erreichbar sein. Das erhitzt die Gemüter.

Die aktuelle Diskussion um die Auswirkungen der Rad-WM auf den Verkehr zeigt einmal mehr auf: Die Verkehrspolitik ist an Emotionalität aber auch an Ideologie nicht zu überbieten. Die einen wollen das Auto aus der Stadt verbannen, andere verteidigen jeden einzelnen Parkplatz wie ihr eigenes Hab und Gut.

Die Parkplatzzählerei, wie sie früher gerne betrieben wurde, ist mir fremd. Auch die Tonalität der Debatte verstehe ich bis heute nicht immer. Aber trotzdem fällt auf: Gewisse links-grüne Kreise unternehmen alles, um ihre ideologischen Ziele – den motorisierten Individualverkehr möglichst ganz aus der Stadt zu verbannen – durchzusetzen. Ohne Rücksicht auf die Anwohnenden und schon gar nicht auf das Gewerbe. Man sieht dies aktuell auch an der Kanalsanierung in der Zürcher Altstadt, für die bis ins Jahr 2027 etliche Parkplätze abgebaut worden sind. Das Gewerbe leidet schon nach wenigen Tagen darunter.

Es ist höchste Zeit, in der Verkehrspolitik Ideologie durch kluge Strategien abzulösen: Wir müssen rasch Konzepte entwickeln, wie wir dem steigenden Mobilitätsbedürfnis der Bevölkerung Rechnung tragen können, wie wir neue Möglichkeiten der Mobilität schaffen und wie wir die Feinverteilung unserer Zalando- und Galaxus-Bestellungen sicherstellen.

Der lediglich ideologisch motivierte Kampf gegen das Auto bringt uns aber sicher nicht ans Ziel.

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