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Der Zürcher FDP-Nationalrat Andri Silberschmidt ist mit seinen sechs Kaisin-Restaurants ebenfalls stark von der Coronakrise betroffen. Im Interview erklärt das Mitglied von GastroSuisse, was er vom Staat erwartet und wie die Politik helfen kann.

Reto E. Wild

GastroJournal: Andri Silberschmidt, am 2. März eröffnete in Bern die schweizweit sechste Kaisin-Filiale. Wie stark leidet Ihr Unternehmen unter der Krise? 
Andri Silberschmidt: Vergangenes Wochenende haben wir uns entschieden, dass alle Kaisin-Filialen per sofort nur noch Heimlieferungen ausführen. Für alle Mitarbeitenden mussten wir Kurzarbeit beantragen. Besonders stark betroffen waren wir bereits letzte Woche in unserer Filiale auf dem Novartis-Campus in Basel, wo wir Umsatzeinbussen von 50 Prozent hinnehmen mussten, weil dort viele Mitarbeitende Homeoffice machen. 

Die Gastronomie- und Hotelleriebranche befindet sich in einer ihrer grössten Krisen. Wie kann die Politik helfen?
Die Regierung hat Massnahmen zum Schutz der Bevölkerung getroffen, die einen enormen Einfluss auf den Geschäftsgang der Branche haben. Bei so drastischen Schritten muss der Staat selbst in einer freien Marktwirtschaft helfen. Die FDP führt Gespräche mit den Betroffenen und bringt deren Anliegen direkt in die Regierung ein. Wichtig ist, dass diese unbürokratisch und sofort entschädigt. Aber nur mit Kurzarbeit ist noch lange nicht allen geholfen. Es braucht mehr Massnahmen.

Tatsächlich benötigen die betroffenen Betriebe vor allem Sofortmassnahmen. Wie soll das gehen? 
Wichtig ist, dass die Mittel bei Kurzarbeit sofort zur Verfügung stehen und schnell gezahlt wird. Normalerweise dauert es nach einem Gesuch Monate, bis das Geld eintrifft. Aber die Betriebe haben ein Liquiditätsproblem, und deshalb muss der Staat jetzt reagieren. Möglich ist zusätzlich Geld über Kantonalbanken zu erhalten. Sie sind ja Staatsbanken, und die Zürcher Kantonalbank (ZKB) beispielsweise hat vergangene Woche 100 Millionen Franken für KMU ausgesprochen, welche das Geld zur Überbrückung verwenden können (Andri Silberschmidt arbeitete bis 2019 für die ZKB, Anmerkung der Redaktion).

Vergangene Woche organisierte das Bundesamt für Kultur ein Round-Table-Gespräch über Subventionen.
Ja. Doch es kann nicht sein, dass bei solchen Gesprächen die Bar- und Club Kommission nicht am Tisch eingeladen ist! Ich habe sofort in Bern interveniert, denn es müssen alle dabei sein, die von der Coronakrise betroffen sind.  

Das GastroJournal berichtete am 12. März darüber, dass das Gesetz Unternehmer ausschliesst, die Besitzer oder Teilhaber einer Aktiengesellschaft oder GmbH sind. Wie stehen Sie dazu?
Ich beschäftige mich schon seit Januar mit dieser Ungerechtigkeit und habe deshalb eine parlamentarische Initiative lanciert, gemeinsam mit jeweils zwei Unternehmern aus jeder Fraktion. Unterzeichnet haben diese Initiative beispielsweise Esther Friedli und Benjamin Giezendanner von der SVP oder Jacqueline Badran von der SP. Es ist in der Schweiz sehr selten, dass so ein Vorstoss über alle Parteigrenzen hinweg gelingt. Allerdings dauert es mindestens zwei Jahre, bis das Gesetz gilt. 

Ebenfalls letzte Woche haben Sie die parlamentarische Gruppe Start-ups Unternehmertum gegründet. Mit welcher Absicht?
Wir wollen das Unternehmertum stärken. Es gibt so viele Interessensgruppen. Aber Unternehmer, die Risiken und Kapital auf sich nehmen, wurden in Bern bisher zu wenig gehört. Zusammen mit Judith Bellaiche von der GLP leite ich das Präsidium. Wir möchten mit vereinten Kräften und ohne parteipolitische Barrieren als Brückenbauer zwischen Startups und Politik wirken. Die politische Realität gegenüber der Schweiz in Start-ups ist geprägt von Stillstand, Mutlosigkeit und strategischer Leere.

Sie wurden als jüngster Nationalrat ins Parlament gewählt. Wie zufrieden sind Sie mit Ihrem Start?
Ich konnte erste thematische Akzente setzen und überparteilich mit Themen bewegen. Es bringt nichts, Vorstösse zu schreiben, die keine Chancen haben. Im neu zusammengesetzten Nationalrat ist es allerdings anspruchsvoll, Mehrheiten für Wirtschaftsanliegen zu finden, weil Mitglieder der CVP und der GLP teilweise nicht auf der gleichen Linie sind. Der Ständerat politisiert hingegen noch immer gut bürgerlich. 

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