Kolumne im Fachmagazin ET Elektrotechnik
Wir befinden uns im Zeitalter der Digitalisierung. Wir lassen uns von intelligenten Weckern aus dem Bett holen, schreiben täglich Dutzende E-Mails und können sogar unsere Hausbeleuchtung aus dem Urlaub steuern. Wer die Digitalisierung aber auf diese alltäglichen Anwendungsbeispiele reduziert, verkennt ihr Wesen und ihr Potential.
Digitalisierung bedeutet nicht, coole Tools und nette Spielereien zur Verfügung zu haben. Digitalisierung bedeutet, neu zu denken.
Nehmen wir den Gebäudesektor als Beispiel: Mit neu gedachten Prozessen lassen sich Bauprojekte vernetzt planen und Gebäude intelligent bauen. So lassen sich die finanziellen Risiken minimieren, die Kosten- und Zeitplanung effizienter gestalten und die Fehlerquote merklich reduzieren. Nicht zuletzt entstehen auch neue Geschäftsmodelle, welche weitere Innovationen hervorrufen und die Digitalisierung weiter beschleunigt.
Das A und O: Gute Rahmenbedingungen
Zu oft verliert sich die Politik im Mikromanagement. In gewissen Politikkreisen gehört es heute zum guten Ton, möglichst alles und jede(n) zu regulieren und damit die Digitalisierung zu bremsen respektive das Entstehen neuer Geschäftsmodelle zu erschweren. Diese Regulierungswut ist unsinnig! Die Politik tut gut daran, den Individuen zu vertrauen, ihnen ihre Freiheiten zu garantieren und sich auf das Schaffen optimaler Rahmenbedingungen zu konzentrieren.
Der Schlüssel in die Zukunft
Was unser Land braucht, sind unternehmerisch denkende und handelnde Menschen. Diese sind der Schlüssel in die Zukunft. Es braucht unternehmerisch denkende und handelnde Angestellte, welche Verantwortung für ihren Wirkungsbereich übernehmen und Unternehmen mitgestalten. Es braucht Gründer und Gründerinnen, welche Innovationen erfolgreich lancieren. Es braucht Nachfolger und Nachfolgerinnen, welche dafür sorgen, dass bestehende Unternehmen, deren Nachfolge ungeregelt ist, weitergeführt werden.
Die Politik muss diesen Menschen, deren Fähigkeiten und deren Willen, die Zukunft der Schweiz aktiv, verantwortungsbewusst und innovativ zu gestalten, vertrauen. Die Politik muss diesen Menschen den nötigen Raum geben und ihnen die Möglichkeiten bieten, ihre Visionen verfolgen zu können.
In kleinen Schritten vorwärts
Dies beginnt im Kleinen, wie beispielsweise mit der vollständig digitalen Unternehmensgründung, welche der Bundesrat auf meinen Anstoss hin umsetzen möchte. Denn wie viele Personen gründeten nicht, weil sie vor der Bürokratie des Gründungsprozesses zurückschreckten? Wie viele Innovationen wurden deshalb gar nie erst entwickelt?
Oder bei der Entschädigung von Erwerbs- oder Arbeitsausfällen: Heute erhalten Unternehmer und Unternehmerinnen, die in ihrer eigenen Firma angestellt sind, keine Unterstützung der Arbeitslosenversicherung; auch wenn sie während Jahren Beiträge eingezahlt haben. Noch vor der Coronapandemie konnte ich einen Vorstoss einreichen, der das Gesetz dahingehend anpassen will, dass Unternehmer und Unternehmerinnen, welche Beiträge bezahlen, im Falle einer Arbeitslosigkeit denselben Entschädigungsanspruch haben, wie alle anderen, welche Beiträge entrichten. Denn es ist nichts als fair, im Notfall eine Leistung beziehen zu dürfen, für welche man jahrelang einbezahlt hat.
Es ist absolut zentral, dass diejenigen, welche wollen, die Rahmenbedingungen vorfinden, um auch zu können. Nur so können wir das volle Potential der Digitalisierung nutzen. Nur so entstehen neue Geschäftsmodelle. Und nur so gelingt es uns, erfolgreich in die Zukunft zu schreiten.