Bei meinen verschiedenen Tätigkeiten könnte man meinen, alles sei aus langer Hand geplant gewesen. Konstant blieb in den letzten Jahren jedoch nur der Zufall, welcher mich ganz unverhofft in die Politik als auch in das Unternehmertum führte. Jetzt möchte ich beide Tätigkeiten miteinander verknüpfen und mich im Nationalrat als Vermittler von praktischem KMU-Wissen für bessere Rahmenbedingungen einsetzen.
Vor etwas mehr als acht Jahren durfte ich, damals als 17-jähriger Lernender der Zürcher Kantonalbank, auf der Stadthausenanlage beim Bürkliplatz meine erste (Vor-)Rede zum 1. August halten. Ich mag mich noch gut an die Angespanntheit, dieses kribbelige und aufgeregte Gefühl unmittelbar vor der Rede erinnern. Noch nie zuvor sprach ich vor über tausend Leuten.
Obwohl ich bis in die Fingerspitzen zitterte, motivierte mich die Chance dieser Rede und die damit verbundene intensive Vorbereitung und Auseinandersetzung mit der Schweiz, einer Jungpartei beizutreten. Aus Lust und Energie, politische Veränderungen bewirken zu wollen, gründete ich im Nachgang der Rede und meines Parteibeitritts die Jungfreisinnigen Bezirk Hinwil. Es folgte das Präsidium der Kantonalpartei und mittlerweile, seit über drei Jahren, jenes der Jungfreisinnigen Schweiz. Zudem vertrete ich seit Mai 2018 Kreis 7 und 8 im Gemeinderat der Stadt Zürich.
Ähnlich zufällig und von Lust und Energie gekennzeichnet, war mein Weg in das Unternehmertum.
Poké Bowls an vier Standorten
Während eines Urlaubs in Südostasien besuchten meine Freunde und ich ein grosses Einkaufszentrum in Bangkok. Geplagt vom knurrenden Bauch suchten wir ein Restaurant auf, wo wir zum ersten Mal in den Genuss einer Poké Bowl kamen. Überwältigt von der geschmacksintensiven und köstlichen Poké Bowl (eine Art Sushi Salat), entsprach sie allem, was wir von einem einfachen und gesunden Lunch erwarteten.
Zurück in der Stadt Zürich staunten meine Freunde und ich nicht schlecht, als wir keinen einzigen Poké Store finden konnten. Getrieben von unserer Begeisterung für Poké Bowls und der festen Überzeugung, dass es in Zürich nicht genügend Möglichkeiten für ein gesundes Mittagessen gibt, gründeten meine Freunde und ich kurzerhand unsere eigene Firma: die kaisin. GmbH – mittlerweile eine Aktiengesellschaft, deren Verwaltungsratspräsident ich bin.
Im Sommer 2017 eröffneten wir testweise unseren eigenen Pop-up-Store und versuchten uns als Gastronomen. Die Testphase ist mittlerweile abgeschlossen und unsere Poké Bowls sind an vier Standorten – drei in Zürich und einer in Basel – erhältlich.
Im Spannungsfeld der Freiheit und der Regulierungen
Eine eigene Firma zu führen, ist etwas vom Schönsten, das ich mir vorstellen kann. Der Kontakt zu den Mitarbeitenden, das Weiterentwickeln der eigenen Produkte, das Optimieren von Abläufen oder das Pflegen der Kundenkontakte, um nur einige Aspekte zu nennen, faszinieren mich tagtäglich. Mitunter aufgrund dieser Faktoren reichte ich vor kurzem meine Kündigung bei meinem Arbeitgeber ein, um mich ab dem neuen Jahr voll und ganz auf die Entwicklung von kaisin. konzentrieren zu können.
Das Führen einer eigenen Firma bedeutet aber auch einen grossen administrativen Aufwand. So mag ich mich noch gut an den Gründungsprozess von kaisin. erinnern: Neben der Unterschrift auf dem «Lärmhinweis für die Führung von Gastwirtschaften» sowie dem Einhalten der gesetzlichen Vorschriften füllte ich das aller erste Mal ein AHV-Formular aus und rechnete erstmalig die Mehrwertsteuer ab.
Am meisten forderten mich aber unsere Reklametafeln – ein sogenannter Passantenstopper – vor unserem Store. Unwissentlich, dass solche in der Stadt Zürich bewilligungspflichtig sind, kamen wir in Kontakt mit der zuständigen Behörde. Obwohl diese in einer Boulevardzone platziert war, hatte die Wirtschaftspolizei kein Verständnis und hat uns gebüsst. Die Busse traf notabene 11 (!) Monate nach dem Vorfall ein.
KMU-Land Schweiz
Der administrative Aufwand sowie die Reglementierungen und Regulierungen sind heutzutage – nicht nur hinsichtlich den Passantenstoppern – so gross respektive einschränkend, dass sie für jemanden, der keinen betriebswirtschaftlichen Hintergrund hat oder in der juristischen Materie nicht sattelfest ist, sehr kompliziert werden können. Das sollte nicht sein. Unternehmerische Tätigkeiten sollten so einfach sein, dass sie eine jede und ein jeder, der dieselbe Energie und Begeisterung verspürt, wie sie meine Freunde und ich bei der Gründung von kaisin. verspürten, ausüben kann.
Die Erleichterung der unternehmerischen Tätigkeit ist insbesondere deshalb von grosser Wichtigkeit, da gemäss des Eidgenössischen Departementes für Wirtschaft, Bildung und Forschung über 99 Prozent der Schweizer Unternehmen KMUs sind, welche ihrerseits zwei Drittel sämtlicher Schweizer Arbeitsplätze stellen. Unser Wohlstand hängt somit massgeblich von der Prosperität der KMUs und deren Bewegungsfreiheit im freien Markt ab. Erhöhen wir die Regulierungen und schnüren den Unternehmen weiter die Luft ab, ist die Schweiz schon bald nicht mehr Innovationsweltmeisterin.
Unternehmertum in der Politik
Das Verhindern von unternehmensschadenden Regulierungen ist aber nur dann möglich, wenn die entsprechenden Politikerinnen und Politiker Erfahrungswissen aus dem Unternehmertum mitbringen. Genau solches Wissen, diese notwendige unternehmerische Erfahrung, bringe ich seit 2018 in den Gemeinderat der Stadt Zürich ein. Jetzt möchte ich mich auf nationaler Ebene für 99 Prozent aller Schweizer Unternehmen und somit für fast drei Millionen Beschäftigte einsetzen.
Dabei verstehe ich mich nicht als Interessensvertreter oder gar als Lobbyist. Vielmehr sehe ich mich als Vermittler von Wissen. Wissen um das Verständnis der Herausforderungen von Unternehmerinnen und Unternehmern. Denn ich bin der festen Überzeugung, dass Inputs von innen kommen müssen. Das heisst, Veränderungen haben auf praktischem und nicht nur auf theoretischem Wissen zu basieren: Nur wer selbst mit den unternehmerischen Tätigkeiten vertraut ist, kennt die Probleme, mit denen die Unternehmen tagtäglich konfrontiert werden.
Wer hingegen nur vom Hörensagen von diesen Problemen weiss, kann sich nicht effektiv genug für bessere Rahmenbedingungen einsetzen. Nicht für die zehn grössten Unternehmen der Schweiz, sondern für den Bäcker, bei dem Sie am Sonntagmorgen ihre Brötchen kaufen oder für den kleinen Pop-up-Store, der nichts weiter als gesunde und leckere Poké Bowls verkaufen möchte.