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Kapitalismus

Was verstehen Sie unter dem Begriff «Kapitalismus»?

Unter dem Begriff Kapitalismus verstehe ich eine Wirtschafts- und Gesellschaftsform, die auf der Eigentumssicherheit und dem freien Wettbewerb, der wiederum vom Angebot und der Nachfrage (Markt) bestimmt wird, basiert.

Was ist Ihre persönliche Meinung zur aktuellen Wirtschaftsform? Wo sehen Sie Vorteile und was könnte man verbessern?

Die Marktwirtschaft, wie wir sie in der Schweiz kennen, hat der Schweiz in den letzten Jahrzehnten zu Wohlstand für alle Menschen verholfen. Als direkte Folge daraus verfügen wir in der Schweiz über ein sehr gutes Bildungssystem, erleben eine quasi Vollbeschäftigung, welche es den Menschen ermöglicht, sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Die hohe Wertschöpfung stellt auch die Finanzierung der Sozialwerke sicher, um ein würdiges Altern zu ermöglichen sowie Menschen, die «durch die Maschen fallen», wieder auf die Beine helfen.

Sie engagieren sich politisch für das Unternehmertum. Warum ist es wichtig, dass die Schweiz einen höheren Wohlstand als andere Länder hat?

Wohlstand bedeutet die Abwesenheit von Armut. Desto höher der (breit verteilte) Wohlstand, desto weniger Armut gibt es in einem Land. Insofern ist ein hoher Wohlstand erstrebenswert. Er ist auch Basis für die Selbstverwirklichung jede/s Einzelne/r.

Weiter ist der Wohlstand Ausdruck der Wettbewerbsfähigkeit eines Landes, die wiederum für die Innovationskraft und das Potential der jeweiligen Bevölkerung steht. Ein hoher (und gleichzeitig breit verteilter) Wohlstand ist also auch Lebensqualität.

Wäre eine kapitalistisch geordnete Welt denkbar, in der auch Afrika, Indien und andere bisher in der Entwicklung zurückgebliebene Regionen technologisch aufgeholt hätten? Oder braucht der Kapitalismus Ungleichgewichte, um zu funktionieren?

Der Kapitalismus bedeutet Wettbewerb. Und Wettbewerb bedeutet, dass isch gute Lösungen gegenüber schlechten durchsetzen. Insofern ist Gleichheit kein Ziel des Kapitalismus. Die zentralen Fragen sind aber: Auf welchem Niveau bewegt sich dieses Ungleichgewicht und wie gross ist der Abstand zwischen den zweien? Die Anhebung des Niveaus und die Verkleinerung des Abstandes ist erstrebenswert und folgt aus dem Wettbewerb. Kapitalismus führt dazu, dass es im Durchschnitt allen besser geht.

Der Rückstand der genannten Länder ist massgeblich auf die imperialistischen/kolonialistischen Unterfangen früherer Jahrhunderte zurückzuführen. Diese wirken noch immer stark nach, verzerren das eigentliche Potential der jeweiligen Länder und sind im Sinne eines fairen Wettbewerbs zu verurteilen. Es muss uns ein Anliegen sein, diese Länder zu befähigen, ihren Rückstand schnellstmöglich aufzuholen, ohne dass das Unterfangen imperialistische/kolonialistische Züge annimmt. Die Geschichte hat gezeigt, dass die Entwicklungsländer, welche auf Rechtsstaat und Marktwirtschaft setzen, mehr Wohlstand erarbeitet haben (siehe z.B. die Entwicklung von Südkorea).

Viele Leute glauben, dass es «schlechtes» Wachstum gibt, das keine Rücksicht nimmt auf Umwelt und Gesellschaft. Gibt es aus Ihrer Sicht «gutes» Wachstum – oder wenigstens nicht so schädliches?

Das Wachstum der vergangenen Jahrzehnte hat sicherlich nicht nur Positives gebracht. Diese Fehler innerhalb des Systems gilt es zu korrigieren. Das ganze System zu hinterfragen, erachte ich aber nicht als sinnvoll. Kein einziges alternatives System konnte in so kurzer Zeit derart grosse Fortschritte bewirken. Ich rufe in Erinnerung: Während Jahrhunderten starben Menschen an einfachen Krankheiten, litten an Hunger und konnten weder lesen noch schreiben. Heute gelingt es uns, innert kürzester Zeit einen Covid-19-Impfstoff zu entwickeln und produzieren, nachhaltig hergestellte Planted-Produkte erobern die Supermärkte und das Bildungsniveau ist hoch und steigt weiter. Der Umbau in eine ressourcenschonende Wirtschaft geht nur mit qualitativem Wachstum. Würde man von heute auf morgen alles umbauen, wäre die Arbeitslosigkeit sehr gross.

Gibt es Aspekte des modernen Kapitalismus, welche Ihnen Sorgen bereiten?

Mit steigendem Wohlstand nehme ich eine gewisse Wohlstandsverwahrlosung wahr: Gut situierte Menschen nehmen den Wohlstand als Selbstverständlichkeit wahr und vergessen dabei, dass Wohlstand fortlaufende, harte Arbeit sowie Optimierung bedeutet. Der Wohlstand wird damit zur abstrakten und nur schwer greifbaren Grösse, wobei wohlstandserhaltende und -steigernde Massnahmen als irrelevant betrachtet werden; vgl. hierzu die aktuelle Diskussion um die Abschaffung der Emissionsabgabe. Der Kapitalmus kann Opfer seines eigenen Erfolgs werden.

Kennen Sie mögliche Alternativen zum modernen Kapitalismus?

Es gibt keine begrüssenswerte Alternative zum Kapitalismus.

Können Sie es sich vorstellen, nach einer anderen Wirtschaftsform zu leben, welche mehr auf Gemeinwohl und weniger auf die Kapitalmehrung des Einzelnen abzielt?

Meiner Auffassung nach ist die liberal geprägte Marktwirtschaft die sozialste Wirtschaftsform: Sie glaubt an die Individuen und deren Fähigkeiten und setzt sich zum Ziel, diese zu befähigen, das Maximum aus sich und ihren Fähigkeiten rauszuholen. Dass es Menschen gibt, welche in diesem System leider durch die Maschen fallen, gehört ebenfalls zur Realität. Die Marktwirtschaft ermöglicht es uns aber, diese Menschen mit austarierten Sozialwerken aufzufangen. Alle anderen Systeme, insbesondere der Sozialismus, haben immer zu kollektiver Armut geführt.

Denken Sie, eine solche Alternative wäre im grossen Stil umsetzbar? Wo sehen Sie Hindernisse?

Die Geschichte hat uns gelehrt, dass der Sozialismus in verschiedenen Ländern zu unterschiedlichen Zeiten gescheitert ist.

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